Neues aus der Wissenschaft: Neues Bündner Kartell?
«Jäger bevorzugen Steinböcke mit langen Hörnern», liess gerade die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) wissen. Ja, dass die Jagd ein triebgesteuertes Unterfangen ist, vermuteten wir schon länger. Dass Jäger so giggerig auf lange Hörner als Trophäen sind, hat denn auch die Bündner Jagdbehörden auf den Plan gerufen: Pro Jahr darf nur eine bestimmte Anzahl Tiere mit grosser Hornlänge geschossen werden. Erlegte Tiere mit zu langen Hörnern werden konfisziert. Trophäe futsch. Eine heikle Gratwanderung also für die Jäger. Zumal Alpensteinböcke weit weniger triebgesteuert sind, wie ihre «relativ geringe Reproduktionsleistung» nahelegt.
Dass die Triebkontrolle des Bündner Jagdreglements funktioniert, hat das WSL in einer internationalen Kooperationsstudie bestätigt: Das Forschungsteam mass Hornlänge und Gewicht aller in den vergangenen vierzig Jahren geschossenen 8355 Böcke und kam zum Schluss, dass sich beides nicht verändert hatte. «Wir sind sehr froh darüber, dass die Bündner Steinbockjagd als nachhaltig bezeichnet werden kann», so der oberste Jagdaufseher des Kantons.
Wir verstehen seine Erleichterung, ist doch der Alpensteinbock ein ganz besonderes Wesen. Das WSL bezeichnet ihn gar als «Flaggschiff des Schweizer Naturschutzes». Ein, sagen wir mal, fantasievoller Vergleich. Aber das Tier beflügelt nun mal die Vorstellungskraft, wie wir aus der einschlägigen TV-Werbung wissen, in der sich die Tiere vor der Bündner Alpenkulisse als äusserst sprachbegabt zeigen. Ihr Bündner Dialekt ist selbstredend kein Zufall – nicht nur, weil sie das kantonale Wappentier sind, sondern auch, weil gut vierzig Prozent von ihnen in den Bündner Bergen leben (dagegen muss der Schaffhauser Wappenbock einpacken, auch wenn er grösser ist).
Was uns trotz allem umtreibt, ist aber die Tatsache, dass der Alpensteinbock als «ehemals ausgerottete Art» gilt. Einfach ein geschickter Schachzug der Bündner Tourismusindustrie? Oder steckt da mehr dahinter … ein Bündner Bockkartell vielleicht?
Und was genau steckt wohl im omnipräsenten Bündner Steinbocksalsiz drin?