Gesundheitspolitik: Profit, aber keine Ärzt:innen

Nr. 32 –

Alle Assistenzärzt:innen des Spitals Einsiedeln haben gleichzeitig gekündet. Aus Protest, weil das Spital seinen Pflichten bei der Ausbildung der Mediziner:innen nicht nachgekommen ist. Der Entscheid ist mutig – die Entwicklung im Spital Einsiedeln ist allerdings keine Überraschung. Vor zwei Jahren wurde es von der in Zürich gemeldeten Privatspitalgruppe Ameos übernommen. Diese war zuvor vorwiegend in Deutschland tätig gewesen – und sorgt dort mit ihrer Geschäftspraxis notorisch für Kritik und Streiks (siehe WOZ Nr. 15/2021 ). Das Geschäftsmodell der Ameos-Gruppe besteht darin, wegen der Marktliberalisierung in finanzielle Schieflage geratene Spitäler zu übernehmen. Doch die Retter in der Not wollen vor allem eines: Geld verdienen. Um mit maroden Spitälern Profit machen zu können, muss radikal gespart werden – beim Personal ebenso wie bei der Behandlung der Patient:innen.

Auch in Einsiedeln geht der Konzern nach diesem Drehbuch vor. Schon kurz nach der Übernahme entliess Ameos die Küchenequipe. Dies mitten in der Pandemie und obwohl die Betroffenen nach mehreren Jahrzehnten im Betrieb kurz vor der Pensionierung standen. Ende 2021 wandte sich dann die Personalkommission mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit (siehe WOZ Nr. 2/2022 ). Es fehle im Spital an «einem respektvollen Umgang mit Patienten und Personal». Es komme zudem zu einem Stellenabbau, von dem vor allem engagierte Angestellte betroffen seien. Jetzt fehlen dem Spital zusätzlich sieben dringend benötigte Assistenzärzt:innen.

Publik gemacht hatte die neuste Entwicklung der Einsiedler Hausarzt und Schwyzer SP-Kantonsrat Antoine Chaix in einem politischen Vorstoss, über den zuerst der «Bote der Urschweiz» berichtete. Chaix beobachtet die Entwicklung des Spitals Einsiedeln mit Sorge: Es häuften sich die Zeichen, dass «die finanziellen Interessen den medizinisch-pflegerischen übergeordnet werden». Er stellt der Kantonsregierung deshalb die Frage, ob Ameos «in der Lage ist, die Grundversorgung entsprechend den vorgeschriebenen gesundheitspolitischen Vorgaben zu gewährleisten».