Migmar Dolma
Mehr Zeit für alle
Es war kurz vor Weihnachten, und wie schön es auch diesmal wieder war: Niemand wollte etwas von mir, keine E-Mails, keine Anrufe. Die letzten Nachrichten, die mich erreichten, waren fröhlicher und netter als die davor.
Zum Jahresende: Lesen ist für alle!
«Ich lese nicht so oft.» Nachdem sie diesen Satz geäussert haben, schauen mich die meisten Leute ein wenig verschämt an. Dabei ist es kein Wunder, dass viele aus der migrantischen Unterschicht keine Bücher lesen.
«Es beginnt bei der Bildung»
Die dreijährliche Pisa-Studie gibt jedes Mal zu reden. Die Bildungsverantwortlichen des Landes halten den Atem an: Wie gut ist unser Bildungssystem? Wie schneiden die Schweizer Schüler:innen im internationalen Vergleich ab? Können sie anständig schreiben, lesen, rechnen?
Armut geht durch den Magen
«Es gibt Tage, an denen ich morgens den Kühlschrank öffne und mich frage, was ich meinem Sohn zu essen geben kann.» Isabella schaut beschämt weg und raucht ihre Zigarette fertig. Sie ist hier aufgewachsen, hat hier ihre Ausbildung gemacht und arbeitet als Coiffeurin.
Free Tibet auf Schweizerdeutsch
2008: Olympische Spiele in China. Friedliche Proteste in Tibet werden vom chinesischen Militär brutal niedergeschlagen. Ich sitze im Wohnzimmer meiner Mutter und schaue gebannt in den Fernseher: die Unterdrückung der tibetischen Bevölkerung in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens.
Arbeitslos und schikaniert
«Wer in der Schweiz wohnt und arbeitslos wird, hat einen Anspruch auf eine Entschädigung aus der Arbeitslosenversicherung.» So steht es zumindest auf der Website des RAV des Kantons Zürich. Dass die Realität eine ganz andere ist, erzählt die Geschichte meines Vaters.
Lieber Bürgerin als Schweizerin
Ich fühle mich nicht als Schweizerin.Das liegt nicht an mir, sondern an den Erfahrungen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe, an den Äusserungen und Blicken, die mir entgegenfliegen, sobald ich durch meine Haustür trete.
Wohnungskrise: Wer darf hier noch leben?
An einer Party in Oerlikon spreche ich mit einem jungen Mann. Auf Englisch, natürlich. Seit ein paar Jahren lebt er in der Schweiz, arbeitet bei Glencore und wohnt in Zug. Als er mir ein Foto seiner Wohnung zeigt, verschlägt es mir die Sprache. Es sieht aus wie ein Penthouse in Manhattan.
It’s the classfight, stupid!
«Die verdienen doch alle viel Geld und leben in schönen Stadtwohnungen», entgegnet mir eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, als ich sie zu überzeugen versuche, links zu wählen. Ich weiss nicht, für welche Partei sie sich schlussendlich entschieden hat.