Kommentar: Keine Bündner Kohlekraft an der Elbe
Ein kleiner Sieg: Die Repower verabschiedet sich von ihrem Traum, in Brunsbüttel eine CO2-Schleuder zu bauen. Vor fünf Jahren gab das Bündner Energieunternehmen bekannt, es wolle an der Elbe nördlich von Hamburg ein Steinkohlekraftwerk hochziehen. Damals hatten auch noch andere Schweizer Energieunternehmen die Idee, unsere NachbarInnen mit Kraftwerken zu beglücken, die in der Schweiz niemals betrieben werden dürften, weil sie Klimakiller sind – die aber satte Gewinne versprachen. Die Antikohlebewegung hat schon lange vorgerechnet, dass die erträumten Gewinne nie kommen werden. Einige Energieunternehmen liessen deswegen ihre Projekte schon vor langem fallen.
Nicht die Repower. Ihre Chefs mimten die harten Bergler, die sich nicht beirren lassen. Auch letzte Woche wollte Repower-Chef Kurt Bobst nicht von «Ausstieg» sprechen, aber er musste bekannt geben: «Die Projektentwicklungsarbeiten sind gestoppt.»
Die beiden geplanten Blöcke hätten eine Leistung von je 900 Megawatt gehabt. In einer Kilowattstunde Kohlestrom stecken 950 Gramm Kohlendioxid (CO2) – womit das Kraftwerk pro Jahr gleich viel CO2 produziert hätte wie der gesamte Schweizer Verkehr.
Die deutsche Südweststrom, die zusammen mit Repower das Kraftwerk bauen wollte, gedenkt, auf «Sparflamme» weiterzumachen. Vermutlich wartet die Firma auf den richtigen Zeitpunkt, um das Projekt definitiv zu beerdigen.
Das Abenteuer an der Elbe hat Repower sieben Millionen Franken gekostet. Die hätte sich das Unternehmen sparen können, wenn es rechtzeitig auf die Kritik gehört hätte.
Repower ist daran, denselben Fehler in Süditalien in Saline Joniche zu wiederholen. Auch dort will sie ein Kohlekraftwerk hochziehen (siehe WOZ Nr. 44/11 ). Auch dort muss sie wissen, dass es nicht gut herauskommen kann. Auch dort will sie nicht klein beigeben. Doch Repower wird sich auch aus diesem Projekt verabschieden – wenn nicht aus ökologischer Vernunft, dann weil ihr die Mafia das Leben schwerer machen wird, als ihr lieb sein darf.