Die Psychoanalyse in Anekdoten WOZ-Autor:innen offenbaren ihr Unterbewusstes

Was da alles zum Vorschwein kommt!
1936 wurde Sigmund Freud für den Literaturnobelpreis nominiert. Seine Texte haben eine Eleganz, wie man ihr selten in wissenschaftlichen Texten begegnet. Das kommt auch in der «Einführung in die Psychoanalyse» zum Ausdruck, die auf Vorlesungen zwischen 1915 und 1917 basiert. Unterhaltsam sind nicht zuletzt seine Überlegungen zu «Fehlleistungen», insbesondere Versprechern, Verlesern und Verhörern. So analysiert Freud den Fall eines Patienten, der von Tatsachen spricht, die «zum Vorschwein gekommen» seien. Oder den eines jungen Mannes, der eine ihm unbekannte Frau «begleitdigen» wollte. Die Devise «Aus Fehlern lernt man» mag billig sein. Bezüglich freudscher Versprecher, -hörer und -leser hat sie eine gewisse Gültigkeit. Indem sich in solchen Fehlleistungen unsere tieferen Absichten, Hoffnungen oder Ängste melden, können sie uns wertvolle Hinweise liefern. Oder wie Freud sagte: «Sie sind nicht Zufälligkeiten, sondern ernsthafte seelische Akte, sie haben ihren Sinn, sie entstehen durch das Zusammenwirken – vielleicht besser: Gegeneinanderwirken zweier verschiedener Absichten.» Eines Tages erzählte mein Vater etwas von «theologischen Handbüchern». Und meine Grossmutter, hellhörig geworden, fragte innert Sekundenbruchteilen: «Was für biologische Handtücher?» Fehlleistungen können überaus fantasievoll sein.