«No Billag» am Schwingfest: SRG-Feind im Interessenkonflikt
Andreas Kleeb kämpft vehement für die No-Billag-Initiative. Der Unternehmer und frühere Zuger FDP-Präsident ist im Initiativkomitee für die Kommunikation verantwortlich und zeigt sich dabei gerne volksnah (siehe WOZ Nr. 50/2017 ). Passend dazu sitzt er im Organisationskomitee (OK) des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests, das 2019 in Zug stattfindet.
Pikant daran: Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), der Kleeb die Gebühren streichen will, produziert und verbreitet seit über einem Jahrzehnt die Livebilder von den Bösen im Sägemehl und ihren schunkelnden Fans. Die Partnerschaft zwischen dem Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) und der SRG wurde unlängst bis 2022 verlängert. Die SRG kann sich dank der exklusiven Übertragungsrechte für Schwingfeste «urschweizerisch» zeigen, die Schwinger sind froh über den schweizweiten Hype um ihre Sportart. Nicht zuletzt dank der SRG wird Schwingen auch in der Romandie und im Tessin immer populärer. Die hohen Einschaltquoten garantieren den Zuger Organisatoren zahlungskräftige Sponsoren – alleine in der Deutschschweiz schauten über 800 000 ZuschauerInnen den Schlussgang des letzten Eidgenössischen Schwingfests.
Und nun organisiert ausgerechnet ein Gegner der SRG das nächste «Eidgenössische» mit? Für Kleeb selbst kein Widerspruch: «Ich engagiere mich für die Abschaffung der Billag-Gebühren, nicht gegen die SRG», sagt er auf Anfrage. Dem OK sei sein No-Billag-Engagement bewusst. «Aber beim Schwingfest wird nicht politisiert. Ich trenne die beiden Engagements klar.»
Auch Heinz Tännler, OK-Präsident und SVP-Finanzdirektor des Kantons Zug, sagt: «Wenn sich jemand tatkräftig für unseren Event einsetzt, dann ist seine politische Einstellung für mich kein Thema.» Tännler will trotzdem beim ESV nachfragen: «Wenn der Dachverband ein Problem mit Kleebs Engagement hätte – wovon ich nicht ausgehe –, müssten wir gemeinsam eine Lösung finden.»
Der Obmann des ESV, Paul Vogel, sagt: «Die SRG ist ein wichtiger Partner des Schwingsports. Ich bin überzeugt, dass ohne die SRG ein grosser Teil der Volkskultur verloren ginge.» Aber Vogel sagt auch: «Wir können den Zugern nicht vorschreiben, wer in ihrem OK sitzen darf. Es liegt nicht in der Kompetenz des Zentralvorstands des ESV, über einzelne OK-Mitglieder zu befinden.» Vogel erfuhr erst durch die WOZ vom SRG-Feind in den eigenen Reihen.