Zu heiss: Kühlen, um zu überleben
Städte entwickeln sich immer mehr zu gefährlichen Hitzeinseln. Was tun? Berichte aus vier Metropolen.

London, Damaskus, Paris, Mumbai: Metropolen ächzen seit Wochen unter der Hitze. Werden Städte irgendwann unbewohnbar? Laut den Szenarien des Weltklimarats IPCC lautet die Antwort: ja – selbst im Fall einer mittleren Erderwärmung um drei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts. Denn über der Landfläche, die kaum ein Drittel der Erdoberfläche ausmacht und sich stärker erwärmt als die Ozeane, würde diese Erwärmung sechs Grad betragen. Und Städte sind Hitzeinseln: Je nach Grösse liegt ihre Temperatur bis zu zehn Grad über jener der Umgebung.
Aktuell lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in urbanen Ballungsräumen, bis 2050 sollen es laut Prognosen über zwei Drittel sein. Bereits heute setzt die Hitze auch Stadtbewohner:innen in gemässigten Breitengraden stark zu. Besonders ausgeliefert sind ihr arme, alte und marginalisierte Menschen, die häufig draussen arbeiten oder in engen, stickigen Wohnungen ausharren müssen.
Mehr Grün hilft nicht immer
Befeuert werden urbane Hitzeinseln durch ihre baulichen Strukturen. Asphaltversiegelte Strassen und Plätze, Gebäude aus Beton, Stahl und Glas heizen sich auf, speichern Wärme und geben sie erst nachts wieder ab. Doch wo soll sie hin, wenn aufgrund der dichten Bebauung die Luft kaum zirkuliert? Schlechte Luft voller Staub, Dreck und Abgase des motorisierten Verkehrs; Blechlawinen, die sich tagsüber stauen und die Hitze weiter aufbauen.
Natürlich gleicht keine historisch gewachsene Stadt der anderen. Sie unterscheiden sich auch intern vom Quartier bis zum einzelnen Strassenzug – entsprechend komplex und einzigartig präsentiert sich ihr individuelles Mikroklima. Wo die Hebel anzusetzen wären, um eine Stadt zu kühlen, ist bekannt: mehr pflanzliches Grün; Frischluftschneisen; weniger Verkehr; helle Farben, die Sonnenlicht reflektieren; umweltfreundliche Baumaterialien wie Holz oder Lehm.
Doch einfach mehr Bäume zu pflanzen, bringt nicht immer die erhoffte Erfrischung. Bei der Komplexität urbaner Mikroklimata helfen keine Patentrezepte, schlimmstenfalls behindern Bäume, die tagsüber Schatten spenden, sogar die nächtliche Abkühlung, wie der ETH-Bauphysiker Jan Carmeliet kürzlich im Zukunftsblog der Hochschule betonte.
Nachhaltig entgegenwirken lässt sich der Aufheizung von Städten nur mit einem auf das jeweilige Mikroklima abgestimmten Massnahmenmix. Um diesen zu eruieren, entwickeln Forschende immer präzisere Computermodelle für datengestützte Klimasimulationen.
Bereits von vielen Städten angewandt wird «PALM-4U» der Universität Hannover: Das Open-Source-Modell lässt sich mit einer Vielzahl von Messdaten füttern. Daraus berechnet es Windströmungen oder die Verteilung von Temperatur und Feinstaub zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten. In der Praxis lassen sich so unterschiedliche stadtplanerische Massnahmen gegen die Hitze lokal hochaufgelöst grafisch darstellen, vergleichen und in ihrer Wirksamkeit quantifizieren.
Die Grenzen der Anpassung
«PALM-4U» steht allen gratis zur Verfügung, doch der Umgang mit dem komplexen Stadtmodell verlangt Fachwissen, über das nur spezialisierte Firmen verfügen. Deren Dienstleistung können sich nicht alle leisten. In der Schweiz machen aber immer mehr Städte davon Gebrauch. Sie verfügen so über eine Vielzahl unterschiedlicher Karten, auf die sie sich für eine klimaoptimierte Siedlungsentwicklung stützen können.
Im Kanton Zürich etwa, wo das revidierte Baugesetz seit Ende 2024 explizit Vorgaben dazu macht, existiert bereits eine aktualisierte Serie an Klimakarten. Sie stehen nicht nur Fachleuten zur Verfügung. Wer herausfinden will, wo man tagsüber im eigenen Quartier am ehesten der Hitze entkommt oder wo künftig die grössten Hotspots drohen, findet auf der kantonalen Website viel Informationsmaterial zur Vertiefung.
Innovative technische Lösungsansätze zur Kühlung gibt es zuhauf: Eine deutsche Forscherin hat etwa eine textile Funktionshülle für Gebäude entwickelt, die den natürlichen Verdunstungseffekt von Regenwasser nutzt. In Zürich hing noch letzten Sommer ein feiner Wassernebel über dem zubetonierten Turbinenplatz, versprüht von einem Aluminiumring. Leider wenig wirksam – ausser man stellt sich direkt darunter.
Derweil setzt sogar der Verein Deutscher Ingenieure in seinen neusten Empfehlungen weniger auf technische Innovation als darauf, solche Plätze, Nebenstrassen und explizit auch Autoparkplätze zu entsiegeln. Doch so wichtig derartige Massnahmen zur Anpassung sind: Die Klimakatastrophe lässt sich nur bekämpfen, wenn die Treibhausgasemissionen möglichst rasch auf null sinken. So gesehen ist jeder Verbrenner auf vier Rädern weniger ein Gewinn für das lokale Stadtklima – überall auf der Welt.
London: Die U-Bahn, ein Glutofen
Die Hitzewelle im Juni – es war die erste von bislang vier – war ein grosses Thema unter Londoner Tiktoker:innen. Etliche Stadtbewohner:innen, die eigentlich aus viel heisseren Gegenden stammen – Schanghai, Kalifornien, Kolumbien –, fragten sich konsterniert, warum ihnen die 33 Grad in der britischen Metropole so sehr zusetzten. «Der bei weitem grösste Kulturschock, den ich in London hatte, ist diese Hitze», klagte ausgerechnet ein Australier in einem Video. Es folgten unzählige Zeitungsartikel in der britischen Presse, die derselben Frage nachgingen: Warum ist London während einer Hitzewelle so unerträglich?
Die Antwort, so erklärten Klimatologen und Stadtplanerinnen, ist ziemlich einfach: Die Stadt ist nicht für hohe Temperaturen gebaut. Regelmässige Perioden extremer Hitze sind ein relativ neues Phänomen in London. Jahrhundertelang waren die Sommer hier tendenziell kurz und mild, und die Häuser sind auf dieses Klima ausgerichtet. In den typischen Reihenhäuschen etwa staut sich die Hitze, zudem sind viele Wohnzimmerfenster gross und nach Süden ausgerichtet, um möglichst viel Sonnenwärme einzufangen. Auch sind Londoner Wohnungen notorisch klein – das speichert Wärme. Zudem sind Klimaanlagen in London viel weniger gebräuchlich als in wärmeren Ländern.
Auch wenn die Londoner:innen ihre erdrückenden Wohnungen verlassen, finden sie kaum Abkühlung. Die tägliche Pendelfahrt im öffentlichen Verkehr ist in der Regel eine schwitzige Angelegenheit. Vor hundert Jahren, als die Central Line eröffnet wurde, fertigte die London Underground Werbeposter an, auf denen die angenehmen Temperaturen in der U-Bahn angepriesen wurden: «Es ist kühler unten», stand auf den Schildern. Aber das ist längst nicht mehr so: Im Lauf der Jahrzehnte hat der konstante Fahrbetrieb den Lehm, durch den die U-Bahn-Tunnels gebohrt sind, so sehr aufgeheizt, dass es im Untergrund permanent warm ist – und erstickend heiss im Sommer. Nur vierzig Prozent der U-Bahn-Waggons sind klimatisiert.
Dass dringend etwas unternommen werden muss, um London hitzeresistent zu machen, ist offensichtlich. Im «London Climate Resilience Review», der vor einem Jahr veröffentlicht wurde, machen Expert:innen eine Reihe von Vorschlägen. So könnten Hausdächer weiss oder in hellen Farben gestrichen werden, um die Hitze zu reflektieren; laut einer Studie der Universität Exeter wäre London während einer früheren Hitzewelle um 0,8 Grad kühler gewesen, wenn eine bedeutende Zahl von Dächern weiss bemalt worden wäre. Auch Bäume machen einen grossen Unterschied: Ein Haus, das von Bäumen umgeben ist, kann im Sommer um bis zu 4 Grad kühler sein als ein frei stehendes Haus (und im Winter 6 Grad wärmer), schreiben die Autor:innen des Berichts. Zudem könnte man ein paar einfache Strategien aus Südeuropa übernehmen: Sonnensegel in Einkaufsstrassen und Fensterläden an Wohnhäusern.
Noch wird keine dieser Massnahmen im grossen Stil umgesetzt. Derzeit ist das Bürgermeisteramt dabei, eine Strategie auszuarbeiten, um London für künftige Hitzewellen zu wappnen. In der Zwischenzeit hat die Stadtverwaltung eine interaktive Karte angefertigt, eine Cool Spaces Map, auf der die Londoner:innen öffentliche Orte finden, wo sie sich abkühlen können – klimatisierte Bibliotheken, kühle Steinkirchen, Gemeindezentren, Museen und so weiter.
Damaskus: Neue Schmetterlinge
Es piepst, die Neonlampe beginnt zu leuchten, wir springen auf, um unsere Handys und Laptops zu laden. Dann holen wir den Ventilator aus dem Zimmer, stellen ihn auf die Waschmaschine und stecken das Kabel ein. Endlich etwas kühle Luft.
Auf über vierzig Grad Celsius steigt die Temperatur Anfang August in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Das sei noch heisser, als es im Sommer hier normalerweise sei, sagen die Einheimischen. Im Nahen Osten steigen die Temperaturen aufgrund des Klimawandels doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Hitzewellen werden häufiger, laut einer Studie des Max-Planck-Instituts müssen die Menschen an manchen Orten der Region künftig mit 200 Tagen ungewöhnlicher Hitze pro Jahr rechnen.
Nur, wie soll man der Hitze entkommen, wenn der Strom nur alle vier, fünf Stunden für eine Stunde fliesst? Wer konnte, hat in den letzten Jahren Solarpanels installiert, mit denen zumindest die Ventilatoren in der Wohnung betrieben werden können. Doch die meisten Menschen können sich das nicht leisten. Vierzehn Jahre Krieg haben nicht nur die Infrastruktur im Land zertrümmert, sondern auch neunzig Prozent der syrischen Bevölkerung in Armut gestürzt. Privilegiert zu sein in diesen Hitzetagen, heisst für die meisten, einen Job zu haben, bei dem man nicht draussen an der prallen Sonne arbeiten muss.
Dabei war Damaskus einst für sein angenehmes Klima bekannt. Die Stadt liegt in einer riesigen Oase, am Rand der Wüste und am Fuss der Anti-Libanon-Gebirgskette. Sie war umgeben von Obstgärten und riesigen Grünflächen, genannt «al-Ghuta» (Felder). Als «Paradies auf Erden» beschrieb sie der andalusische Poet Ibn Dschubair al-Ghuta im 12. Jahrhundert.
Die Häuser in der Altstadt von Damaskus wiederum, deren Geschichte über 3000 Jahre zurückreicht, wurden einst so gebaut, dass ihr Inneres im Sommer kühl bleiben sollte: Dank des Innenhofs, um den sich die Zimmer reihen, zirkuliert die Luft, die dicken Mauern aus Stein und Lehm sorgen dafür, dass sich die Innentemperatur auch an Hitzetagen nicht so schnell erhöht.
Nur ist Damaskus natürlich schon lange über die alten Stadtmauern hinausgewachsen. Die breiten Strassen ausserhalb der Altstadt sind gesäumt von mehrstöckigen Wohnblocks, deren Fassaden von den Abgasen in der Luft mit einer braunen Schicht überzogen sind. Vororte wie Duma oder Harasta, wo einst ebenjene Obstgärten und Felder lagen, sind vor Jahrzehnten zu eigenen Städten angewachsen.
Heute sind Duma und Harasta wie fast der ganze Vorstadtgürtel südlich und östlich von Damaskus von den Bombenangriffen des Assad-Regimes und der russischen Luftwaffe zerstört. Die Häuser liegen in Trümmern, die meisten Bäume sind abgebrannt.
Nun, da das Regime gestürzt ist, stellt sich die Frage, wie dieses Land, in dem ein Viertel der Häuser zerstört wurde, wiederaufgebaut werden soll. Ob die nachhaltige Bauweise, die Damaskus einst ausmachte, beim Wiederaufbau fortgeführt wird? Die jüngste Ankündigung eines Bauprojekts stimmt nicht gerade hoffnungsvoll: Das «Damascus Tower Project», das von einer italienischen und einer syrischen Firma umgesetzt werden soll, sieht eine Hochhaussiedlung vor. Als neues Wahrzeichen der Stadt: die «Butterfly Towers».
Paris: Planschtour in der Seine
Paris am 25. Juni. Nach zehn Tagen mit Temperaturen von bis zu 44,7 Grad Celsius schnellt das Thermometer auf 50 hoch – und sinkt auch in der Nacht nicht unter 30 Grad. Schulkinder und Senior:innen werden in stillgelegte Bahntunnels und in die Untergeschosse von Altersheimen geleitet; der Verteilnetzbetreiber setzt wegen Stromausfällen mobile Generatoren ein. Die Stadtverwaltung öffnet alle Parks und Schwimmbäder die ganze Nacht hindurch, Sanitäts- und Notdienste sind in Alarmbereitschaft, eine Fernsehsprecherin warnt vor einer «kritischen Situation».
Diesen 25. Juni hat es (noch) nicht gegeben. Zwar ist es nach einer ersten Hitzewelle vor zwei Monaten in Frankreichs Hauptstadt wieder so heiss, dass viele Bäume die Blätter verlieren. Der Wärmerekord liegt bisher aber bei «bloss» 42,6 Grad im Jahr 2019. Das oben geschilderte Szenario ist eine Simulation für das Jahr 2032. Es wurde im Herbst 2023 im Rahmen einer Grossübung der Stadt präsentiert, an der Dutzende von Einwohner:innen teilnahmen. Paris nimmt die Gefahr einer «canicule exceptionnelle», einer noch nie dagewesenen Hitzewelle, ernst. Aus gutem Grund: Laut der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» ist Paris von 854 europäischen Städten diejenige, in der Bewohner:innen die grösste Gefahr laufen, infolge von Hitze zu sterben. Das liegt an der hohen Bevölkerungs- und Bebauungsdichte, an den weitverbreiteten Zinkdächern, die sich im Sommer stark aufheizen, und am schreienden Mangel an Grünflächen. Bis 2085 soll die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad um 60 Prozent zunehmen, jene der «tropischen Nächte» über 20 Grad gar um 600 Prozent.
Doch die seit 2001 regierenden Linkskoalitionen haben schon früh Massnahmen ergriffen – der erste hauptstädtische Klimaplan stammt aus dem Jahr 2007. Das 105 Quadratkilometer kleine Stadtterritorium wird mit Hochdruck begrünt, der Boden, etwa von Schulhöfen, in grossem Umfang entsiegelt, der Autoverkehr reduziert, das öffentliche Verkehrsnetz stetig ausgebaut, und jährlich werden 5000 Sozialwohnungen wärmedämmend renoviert. Ein mit Seinewasser betriebenes System kühlt Hunderte von Gebäuden, darunter den Louvre, und wird weiter ausgebaut. Eine Kommission des Pariser Stadtrats mit dem sprechenden Namen «Paris à 50° C» kam 2023 zum Schluss, dass es zwar keine Zauberformel gegen die Klimaerhitzung gebe, man müsse aber einfach vieles ausprobieren.
Spezifisch für Hitzewellen vorgesehen sind 1300 Wasserstellen und Springbrunnen, gut 130 schattenspendende Kioske, Pergolen und Sonnensegel sowie weit über hundert Vernebelungsanlagen, die zurzeit allesamt regen Zuspruch finden; dazu die Verteilung von 10 000 Trinkflaschen an Obdachlose und klimatisierte Aufenthaltsräume in den Rathäusern von fünfzehn Arrondissements, in Museen und Tagesstrukturen.
Die Sensation dieses Sommers war aber die Eröffnung von drei kostenlosen Seinebädern mit Poolleitern, Umkleidekabinen und Duschen. Erstmals seit 1923 ist das Schwimmen im Fluss wieder erlaubt – wenngleich unter strengen Auflagen. So muss man einer Bademeisterin oder einem Bademeister kurz vorschwimmen und sich eine gelbe Leihboje anhängen. Ein Teilnehmer, der am Sonntag am Flussbad gegenüber der Île-Saint-Louis zu seiner Planschtour im 24 Grad lauen Nass befragt wurde, bringt den Hauptanreiz auf den Punkt: «Es tut einfach gut bei dieser Hitze!»
Mumbai: Luxus Klimaanlage
Im Hauptbahnhof drehen riesige Ventilatorenblätter unter den hohen Hallendecken. Sie spenden eine kühle Brise und laufen auch während der Regenzeit von Juni bis September ohne Unterbruch. Denn auch der Regen bringt nur wenig Abkühlung. Die monatliche Durchschnittstemperatur sinkt hier, an der Westküste Indiens in der tropischen Klimazone, nie unter 23 Grad. Klimaanlagen sind in Indien mit einem Luxussteuersatz von 28 Prozent belegt und für viele unerschwinglich. Ventilatoren dagegen sind in Mumbai aus dem Alltag nicht wegzudenken.
Indien kennt extreme Hitze, wie sie europäische Städte zunehmend erleben, schon lange. Die Klimakatastrophe macht die Hitzetage noch häufiger. Besonders betroffen sind Zentral- und Nordwestindien, aber auch in anderen Landesteilen kann es extrem heiss werden. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 700 Todesfälle durch Hitzschlag registriert. Ein Beispiel: Nach einer Veranstaltung der lokalen Behörden in Kharghar, vierzig Kilometer von Mumbai entfernt, mussten über fünfzig Personen wegen Überhitzung auf der Intensivstation behandelt werden. Dreizehn von ihnen verloren ihr Leben.
Diesen April veranlassten die Hitze und die extrem hohe Luftfeuchtigkeit die Behörden des Bundesstaats Maharashtra zu dringlichen Gesundheitswarnungen. Mumbai ist die Hauptstadt von Maharashtra. Die Metropole mit ihren mehr als zwölf Millionen Einwohner:innen, die immer noch weiterwächst, steht vor riesigen Herausforderungen. Laut dem Weltklimarat IPCC könnten die durchschnittlichen Temperaturen hier bis Ende Jahrhundert noch um bis zu 4,6 Grad steigen.
Um nicht zu dehydrieren, greift, wer es sich leisten kann, zu frischem Kokosnusswasser, Buttermilch oder Limettensoda – oder zu einer Rehydratationslösung mit Elektrolyten, Traubenzucker und Salz. Im Notfall verabreichen Ärzt:innen intravenös eine Kochsalzlösung.
2021 initiierte die Regierung von Maharashtra den «Mumbai Climate Action Plan», um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Stadt klimaresistenter zu machen. Doch seit einem Regierungswechsel 2022 geht die Umsetzung nur noch schleppend voran.
«Für die Kühlung unserer Städte sind Bäume entscheidend, besonders in dicht bebauten Gebieten», sagt der Arborist Vaibhav Raje. Er bemängelt, dass in Mumbai für Bauprojekte alte Bäume gefällt werden. Zwischen 1988 und 2018 sind die Grünflächen in der Stadt um über vierzig Prozent geschrumpft. Sie mussten Metro, Hochbrücken und neuen Siedlungen weichen.
Immer wieder protestieren Bürger:innen gegen das Fällen von Bäumen – meist erfolglos. Immerhin soll nun die ehemalige Pferderennbahn im wohlhabenden Viertel Mahalaxmi als Grünfläche erhalten bleiben. Auf 64 Hektaren sollen dort ein Garten und eine Kräuterzucht entstehen.
Die Stadt müsse klüger begrünt werden, findet Raje. Herkömmliche Methoden reichten nicht mehr aus, um der Hitze zu begegnen. «Unsere Städte sind dichter und heisser geworden. Wir brauchen robuste Baumarten, die auch mit begrenztem Wurzelraum überleben und langfristig Schatten spenden.»