Für den Rausch (und den Kater): So kommen Sie durch die WOZ-Pause
Literaturpreis für Kuno!
Irgendwie waren sie immer ein bisschen dabei – auch bei einer Jugend im Aargau: Züri West. Die beiden soeben in einem Schuber erschienenen Bücher der Berner Band erzählen ein Stück Schweizer Zeit- und Popmusikgeschichte. Das eine Buch geht der vierzigjährigen Geschichte der Band entlang der veröffentlichten Platten nach, illustriert mit vielen Fotos; das andere versammelt Collagen, Illustrationen und Fotografien von Texter und Sänger Kuno Lauener – und natürlich all seine Songtexte. Beim Durchlesen möchte man laut rufen: Her mit dem Schweizer Literaturpreis für Kuno Lauener!
«40 Jahre Züri West». Wigra Sound Service Verlag. Bern 2024. 986 Seiten. Rund fünf Kilogramm.
Blick ins Weite
Früher oder später wirds doch allen zu eng über die Festtage. An die Luft also, dem Himmel entgegen! Das hübsche neue Heimatschutz-Büchlein versammelt «Die schönsten Aussichten», quer durchs ganze Land, von urban bis alpin. Unter den Ausflugszielen sind zwei falsche Leuchttürme, ein Tennisplatz mit Bergpanorama und der älteste Stahlfachwerkturm des Landes. Die meisten dieser fünfzig Aussichten kosten keinen Eintritt (und in einer zweiten Auflage gibts dann hoffentlich auch ein Symbol für alle, die barrierefrei erreichbar sind).
Schweizer Heimatschutz (Hg.): «Die schönsten Aussichten». Schweizer Heimatschutz. Zürich 2024. 120 Seiten.
Widerstand auf Japanisch
In Japan entwickeln sie Rollenspiele, die so eigenwillig sind, dass sie im Subgenre «JRPG» (Japanese role-playing game) geführt werden. Ein solches ist auch das Game «Metaphor: ReFantazio»: In einem entlang rassistischer Trennlinien organisierten Fantasyreich schliesst sich Protagonist Will dem Widerstand an. Auf der Metaebene erkundet das «cleverste Spiel des Jahres» («Washington Post») derweil den Grenzbezirk zwischen Realität und Fiktion.
«Metaphor: ReFantazio» (Studio Zero). Für PC, Playstation und Xbox Series. 70 Franken.
Geschichte und Ablenkung
Vielen Meinungen zur Ukraine und zum Nahen Osten mangelt es akut an historischem Wissen. Dagegen hilft der Sechsteiler «Die Spaltung der Welt». Entlang von sechs fiktional reanimierten historischen Hauptfiguren und geschickt eingeflochtenem dokumentarischem Material wird deutlich, warum uns das ungelöste 20. Jahrhundert gerade nochmals um die Ohren fliegt. Wem das alles zu schwer ist: Die brillant getextete, superschnelle britische Agent:innenserie «Black Doves» bringt garantiert Ablenkung.
«Die Spaltung der Welt» (Buch: Jan Peter, Jasmin Wind) gibts in der Arte-Mediathek, «Black Doves» (Idee: Joe Barton) läuft auf Netflix.
So schön bunt hier alles
Selten hat ein Buch so bildmächtig zum Ausdruck gebracht, was die Kulturgeschichte psychedelischer Substanzen eint: die mit ihrem Gebrauch verbundenen Ideen, Vorstellungen und Hoffnungen. Im Fokus von «Rausch» stehen indigene Wissenssysteme, aber auch die westliche Subkultur der letzten fünfzig Jahre, die ein neues Vertrauen in die medizinische Heilkraft von Psychedelika ermöglichte. Und doch warnt die Autorin vor einer nüchternen «Medikalisierung» von Ayahuasca, Mescalin oder LSD – ihr überzeugendstes Argument: die berauschend schönen Bilder, mit denen Indigene psychedelische Erfahrungen eingefangen haben.
Erika Dyck: «Rausch. Eine Kulturgeschichte der Psychedelika». Aus dem Englischen von Wiebke Krabbe. Haupt. Bern 2024. 224 Seiten.