Wahlen: Die drei Joker der Linken
GL (1 Sitz): Jacques Marti
In der Wahlvorschau zum Kanton Glarus (siehe WOZ Nr. 36/2015 ) musste man noch von einem langweiligen Wahlherbst ausgehen: Zu diesem Zeitpunkt war BDP-Präsident Martin Landolt noch der einzige Kandidat. Es wurde jedoch bereits damals darauf hingewiesen, dass bis zur Wahl von diesem Wochenende weitere Kandidierende nominiert werden könnten, da Glarus keinen entsprechenden Anmeldeschluss kennt. Nun hat die SP in letzter Minute Landrat Jacques Marti, Sohn des ehemaligen SP-National- und -Regierungsrats Werner Marti, ins Rennen geschickt. So spät, dass die SVP keine Zeit mehr hatte, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Ein bürgerliches Komitee mit Exregierungsräten aus SVP und FDP unterstützt nun Marti, um Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpfs BDP zu schwächen. Unterstützt wird Major Marti auch von der Glarner Offiziersgesellschaft. Von den bürgerlichen Parteien sprechen sich die CVP und die FDP für Landolt aus. Eine Überraschung liegt drin.
Im Wahlkampf um den Ständerat ist in letzter Sekunde der parteilose Unternehmer Hans-Peter Legler aufgetaucht, der Werner Hösli (SVP) aus dem Sattel heben will. Auch bei den Ständeratswahlen wird es also spannend.
UR (1 Sitz): Annalise Russi
In der Wahlvorschau zum Kanton Uri (siehe WOZ Nr. 26/2015 ) wurde angemerkt, dass die SP ihren Entscheid, nicht für den Nationalrat zu kandidieren, nochmals überdenke, da nicht nur SVP-Kandidat Beat Arnold, sondern auch CVP-Kandidatin Frieda Steffen eine zweite Gotthardröhre befürwortet. Nach der Sommerpause stellte die Urner Linke nun die ehemalige grüne Landratspräsidentin Annalise Russi als Kandidatin auf. Russi trat bereits bei der Regierungsratsersatzwahl 2010 gegen Arnold an und verlor lediglich mit 4426 gegen 5013 Stimmen. Es ist nicht auszuschliessen, dass Russi der Überraschungscoup gelingt – nicht zuletzt, weil sich Uri bisher gegen eine zweite Gotthardröhre gewehrt hat, über die im Februar auf eidgenössischer Ebene abgestimmt wird. Die Grünen Schweiz könnten diesen Sieg angesichts drohender Sitzverluste gut brauchen.
AR (1 Sitz): Jens Weber
In Appenzell Ausserrhoden ist seit der letzten Wahlvorschau (siehe WOZ Nr. 28/2015 ) kein neuer Kandidierender dazugestossen. Es bleibt bei einem Dreierrennen zwischen Markus Bänziger (FDP), David Zuberbühler (FDP) und Jens Weber (SP). Doch Weber hat einen hervorragenden Wahlkampf hingelegt, inzwischen unterstützen ihn die Umweltverbände und die Gewerkschaften. Zudem hat sich der ehemalige parteilose Appenzeller Nationalrat Herbert Mäder in einem Leserbrief für Weber ausgesprochen. Die Parteiunabhängigen (ein Verein), die in Appenzell Ausserrhoden von jeher bedeutend sind, haben unter ihren Mitgliedern eine Umfrage gemacht: Bänziger liegt mit einer Zustimmung von 39 Prozent nur knapp vor Weber, hinter den sich 35 Prozent der Parteiunabhängigen stellen. Weber ist in den USA geboren, in Chile aufgewachsen, hat in der Schweiz und in den Niederlanden Staatswissenschaft sowie klassischen Gesang studiert und wurde 2006 in Trogen in den Gemeinderat gewählt, obwohl der US-Bürger damals noch keinen Schweizer Pass besass (Trogen kennt das Ausländerstimm- und -wahlrecht). Eine Überraschung liegt also auch hier drin.