Kann man den Fall von Jürg Jegge und die sexuellen Missbräuche von Minderjährigen in den siebziger Jahren allein mit dem Geist der Achtundsechziger erklären? Und was erzählt die Diskussion über den Zeitgeist von heute?
Carolin Emcke entwirft in «Gegen den Hass» eine Utopie des universalen Mitgefühls. Dass das manche richtig wütend macht, liegt auch an Emckes mitunter eitlem Ton.
Erst macht es einen giggerig, dann wandert das Fett von der Seite nach vorn, und die Schuhgrösse wächst um zwei Nummern. Was das Sexualhormon Testosteron so alles mit einem anstellt – ein Erfahrungsbericht.
Die Texte des verstorbenen FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher sind ein Lehrstück in Sachen Debattenfeuilleton. Und das Selbstporträt eines besessenen Weltdeuters, der sich gern in anderen grossen Männern spiegelte.
Man muss keinen absoluten Gegensatz zwischen gedruckter und digitaler Wissensvermittlung konstruieren. Aber ein paar Vorbehalte gegen Letztere sind schon angebracht. Michael Hagner untersucht in einer glänzenden Studie das Schicksal des Buchs und der Geisteswissenschaften.
Über die seltsame Logik von Angebot und Nachfrage der Geisteswissenschaften. Und über deren Verwertbarkeit, die zwar die geschundene Seele entlastet, aber auch das Denken verkleistert.
Einst sassen die KatholikInnen im Beichtstuhl, und die ProtestantInnen prüften ihr Gewissen ganz allein vor Gott. Mittlerweile wird ein komplettes Zerknirschungsritual in der Öffentlichkeit zelebriert.
Intellektuelle Begeisterung steht oft am Anfang eines geisteswissenschaftlichen Studiums. Unter den Arbeitsbedingungen an den Universitäten und in der Wirtschaft ist sie kaum aufrechtzuerhalten.
Wenn alles gut geht, erleben wir gerade die Abwertung eines längst überfälligen Modells von Maskulinität. Das ist noch lange kein Grund zum Zurücklehnen: Es bleibt zu beobachten, mit welchen neuen Machtinstrumenten der «Kampf der Geschlechter» weitergeht.