Claus Hipp: Jesus und die soziale Marktwirtschaft

Nr. 48 –


Sachseln OW, 450 Millionen

Biobrei für glückliche Babys. Dafür steht er mit seinem Namen. Claus Hipp (74) – Biopionier, Professor, Philantrop. Der Sohn einer Schweizerin und eines Deutschen lebt zwar mehrheitlich in Oberbayern, der Konzernsitz der Hipp-Holding befindet sich allerdings im obwaldischen Sachseln. Das habe familiäre Gründe, pflegt Hipp zu sagen, denn als die Eltern seiner Mutter dieser verboten hätten, einen Deutschen zu heiraten, sei sie nach Sachseln gepilgert, um zu beten, dass es mit der Vermählung doch noch klappe. Welch ein Glück, dass ausgerechnet Obwalden extrem günstige steuerliche Konditionen bietet.

In vielerlei Hinsicht ist Claus Hipps Firma ein Vorbild: Die Zutaten der Hipp-Produkte stammen aus biologischer Erzeugung, Hipps Lehrer war der Emmentaler Biopionier Hans Müller. Ausserdem war der deutsche Marktleader der Sparte Babynahrung 1997 der erste grosse Lebensmittelproduzent, der die Produktion komplett auf erneuerbare Energien umstellte.

Claus Hipp selbst ist Träger unzähliger Preise und Orden, zum Beispiel der Bayerischen Verfassungsmedaille in Gold, aber auch des Franz-Kafka-Preises für Malerei, denn: Unter dem Namen Nikolaus Hipp malt der Schirmherr der «Münchner Tafel für Bedürftige» auch noch moderne Kunst und amtet als Professor für nicht gegenständliche Malerei an der Universität Tiflis, Georgien. Dort ist er ausserdem noch Professor für Betriebswirtschaft, und 2008 ernannte ihn der mittlerweile abgewählte Präsident Micheil Saakaschwili zum georgischen Honorarkonsul für Bayern und Baden-Württemberg. Dies alles hat gemäss Hipp damit angefangen, dass er mit einem Georgier zusammen Oboe spielte, ja, auch das tut er. Überdies war der promovierte Jurist in den sechziger und den siebziger Jahren als Turnierreiter aktiv.

Wie es sich für einen Bayern gehört, ist Claus Hipp strenggläubiger Katholik. Die Ethik hält er hoch, ebenso die Praxis, Gewinne zu reinvestieren und einen Teil der Besitztümer an Bedürftige abzugeben. «Kapitalismus als soziale Marktwirtschaft ist nicht verwerflich», sagte er einst in einem Interview, «Jesus wäre für die soziale Marktwirtschaft.» Die Überzeugung, dass sich diese dereinst durchsetzen wird, muss seinem unerschütterlichen Glauben an Gott geschuldet sein, denn staatliche Regulierungen lehnt Claus Hipp vehement ab.

Über seine Breie, die gemäss Hipps Aussagen auch von Spitzensportlern gegessen werden, hört man kaum Schlechtes, nur ein Instantfrüchtetee machte unlängst negative Schlagzeilen, weil die Konsumentenorganisation Foodwatch der Firma den «Goldenen Windbeutel» für die «dreisteste Werbelüge des Jahres 2012» verliehen hatte – er soll zu viel Zucker enthalten haben. Mittlerweile hat Hipp den Tee vom Markt genommen. Herr Hipp war weder in seiner Eigenschaft als Unternehmer noch in jener als Künstler zu erreichen. Dabei hätten wir sehr gern mit ihm über seine Vorstellungen von einer sozialen Marktwirtschaft gesprochen.