Heidi Horten: Der Papagei im Learjet
Croglio TI, 2,5 Milliarden
In Nazideutschland amtete Helmut Horten als «Reichsverteiler für Textilien», nachdem er im Zuge der «Arisierung» vom simplen Prokuristen zum Kaufhausbesitzer aufgestiegen war. Nach dem Krieg machte er mit seinem Warenhausimperium Kasse: Ende der sechziger Jahre, auf dem Höhepunkt des Booms, zog er nach Croglio im Tessin. Dann verkaufte der bislang alleinige Besitzer drei Viertel der Aktien, überwies Gewinne steuerfrei auf sein Privatkonto und behielt faktisch doch die Macht über seinen Konzern.
Helmut Horten starb 1987, seine rund dreissig Jahre jüngere Witwe Heidi Horten (71), die er einst am Wörthersee in einer Bar kennengelernt hatte, erbte das Vermögen. Die Gönnerin des «modernsten Tierheims Europas» («Kleine Zeitung») trägt auch gern Tiere spazieren in Form von Mänteln und Mützen, etwa, wenn sie die Spiele des von ihr gesponserten Klagenfurter Eishockeyklubs besucht.
Ihr Schweizer Domizil hat Heidi Horten noch immer im Tessin, wo ein Teil ihres beträchtlichen Vermögens in der «Helmut Horten Stiftung für medizinische Forschung» parkiert ist. Die Bewunderin des verstorbenen Rechtspolitikers Jörg Haider und des noch lebenden Schlagerstars Udo Jürgens besitzt eine der grössten Privatjachten und zahlreiche Immobilien rund um den Globus.
Um eine der Immobilien gabs mächtig Streit mit dem vormals befreundeten Financier Urs E. Schwarzenbach: Die in St. Moritz beheimatete Sisa Immobilien AG, deren Verwaltungsrat von Schwarzenbach präsidiert wird, sollte ihr Domizil in London – die ehemalige DDR-Botschaft – sanieren: Horten wünschte einen von 36 Kameras bewachten Hochsicherheitstrakt mit allem erdenklichen technischen Schnickschnack. Während der umfangreichen Sanierungsarbeiten ersann die Hausherrin weitere Spezialwünsche: einen unterirdischen Tunnel zur Tiefgarage, mit Kunstmalerei verzierte Tresortüren und eine goldene Decke im Schlafzimmer. Die Handwerker liess sie mit dem Learjet aus der Schweiz einfliegen, ebenso Hund und Papagei – Letztere, um ihnen die Umbauarbeiten zu zeigen.
Das kam dann natürlich alles ein wenig teurer als zu Beginn geplant, nämlich auf knapp vierzig statt auf die zu Beginn veranschlagten neunzehn Millionen Franken. Horten klagte gegen die Sisa und will neun Millionen zurück, die Sisa ihrerseits pocht auf einen ausstehenden Werklohn von elf Millionen Franken – das Verfahren läuft noch. Des Weiteren wurde Frau Horten unlängst von einem ehemaligen Mitarbeiter erpresst, und sie stritt an ihrem Wohnort in Maria Wörth zusammen mit dem Rest der dort ansässigen Bevölkerung gegen die Verlegung einer Strasse, die von einer anderen Millionärswitwe veranlasst worden war.
Frau Horten war trotz aller Bemühungen nicht zu erreichen. Dafür wissen wir dank des Telefonbeantworters, dass der Platz des Kärntner Golfklubs Dellach, den die Dame präsidiert, derzeit leider nicht bespielbar ist.