Spätabends vor einem linken Kulturzentrum: Feministinnen zwischen zwanzig und fünfzig diskutieren mit ein paar punkigen Männern über ein gerade gemaltes Transparent. «Aber wie habt ihr das gemeint? Wir finden das sexistisch!» Die Parole ist eine eindeutige Anspielung auf Oralsex. Ist das liebevoll gemeint? Nein, es klingt pornografisch, so die Kritik der meisten Anwesenden, und passt nicht an den Frauenstreik.
Trotz Meinungsverschiedenheiten bleibt die Stimmung freundlich, das Gespräch offen. Und das ist vielleicht das Schönste an den Vorbereitungen zum Frauenstreik: Überall reden Menschen miteinander, die sich gerade erst kennengelernt haben. Ältere Frauen, die schon 1991 dabei waren, debattieren mit jüngeren, queere Aktivistinnen mit Heteromüttern, Katholikinnen mit Atheistinnen, solidarische Männer mit skeptischen. Freundschaften und Bündnisse entstehen, die lange über den 14. Juni hinaus Bestand haben werden.
Der Frauenstreik wird riesig – er beginnt frühmorgens mit Streikkaffees, geht weiter mit Lärmaktionen, einem Klitorismarsch, öffentlichen Mittagessen, Protestpausen in Spitälern, grossen und kleinen Demos und Festen bis in die Nacht. Nicht nur in den Städten, auch in Schwyz, Langnau oder Möhlin (vgl. «Politour»
).
Grund genug, dem Frauenstreik eine ganze WOZ zu widmen. Mit einer Reise zu den aufmüpfigen Uhrmacherinnen im Jura, einem Interview mit der Vorkämpferin Ruth Dreifuss, mit kontroversen Analysen zur Nonbinarität oder der schwierigen Position von Arbeiterinnen in der feministischen Bewegung, einer Intervention der Schwarzen Frauen von Bla*Sh und vielem mehr. Viel Spass!
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