Nach dem Bericht: Bührle soll bezahlen (oder Mauch abtreten)

Nr. 27 –

«Die Sammlung Bührle gilt als eine der am besten erforschten Sammlungen weltweit»: Das behauptete einst Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch. Nun zeigt eine unabhängige Untersuchung des bekannten Historikers Raphael Gross, dass das Gegenteil richtig ist. Höchste Zeit, dass in Zürich endlich über die politischen Verantwortlichkeiten in der Affäre um die Kunsthaus-Erweiterung mit der Sammlung des NS-Waffenlieferanten Bührle gesprochen wird. Sie ist das persönliche Waterloo der Stadtpräsidentin, die für die Kultur zuständig ist und die Stadt seit Jahren im Vorstand der Zürcher Kunstgesellschaft vertritt.

Mauch hatte den rund 200 Millionen Franken teuren Erweiterungsbau des Kunsthauses über ihre lange bisherige Amtszeit hinweg vorangetrieben, ganz im Sinne des neoliberalen Stadtmarketings. Jegliche Kritik an den Provenienzen der Werke in der Bührle-Sammlung schlug sie in den Wind. Gerade für eine sozialdemokratische Politikerin, die sich an der Menschenwürde orientieren sollte, war das eine fatale Entscheidung: Denn damit wurden auch die Geschichten der jüdischen Opfer, die ihre Bilder in der NS-Verfolgung unter Zwang verkaufen mussten, zum Verschwinden gebracht. Stattdessen biederte sich die Stadt Zürich bei der Familie des Täters an. Alles wurde getan, um der Bührle-Stiftung den roten Teppich auszurollen – bis hin zu einem neuen Leihvertrag, den die Kunstgesellschaft mit der Stiftung abschloss und mit dem sie sämtliche anfallenden Kosten für die Provenienzforschung übernommen hat.

Der Bericht von Raphael Gross fordert nun die nähere Untersuchung von mindestens einem Drittel der Bilder in der Sammlung. Das ist dringend nötig, dürfte aber Millionen kosten. Angesichts der Aufwertung der Sammlung, die mit der öffentlichen Ausstellung wie mit der vertieften Provenienzforschung einhergeht, ist nicht einzusehen, warum die öffentliche Hand diese Kosten übernehmen sollte. Bezahlen sollen vielmehr die Bührle-Erben, auch wenn sie dafür einige Gemälde verkaufen müssen. Es ist Mauchs letzte Chance, zu retten, was noch zu retten ist.