Weltsozialforum Nairobi: Kleines Forum besucht grosses

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Sieben OrganisatorInnen des Sozial- und Umweltforums Ostschweiz (Sufo) reisen nach Nairobi. Warum?

WOZ: Was erwartet ihr von der Teilnahme am Sozialforum?
Adrian Dörig: Wir erhoffen uns Austausch mit engagierten Leuten aus der ganzen Welt. Wir wollen mehr erfahren über soziale Bewegungen in anderen Ländern und neue Themen und Ideen finden, die wir am Sufo und im Alltag umsetzen können. Wir haben nach dem Sozialforum noch vier Tage Zeit, um uns in Kenia umzuschauen. Wir werden ein Massaigebiet bereisen und eine Kirchgemeinde besuchen, mit der wir Kontakt haben.

Das ist eine sehr kurze Zeit, um das Leben in einem Land kennenzulernen.
Ich weiss. Ich würde auch gern länger bleiben, ich war noch nie in Afrika. Aber es geht nicht, weil sich mehrere von uns auf Prüfungen vorbereiten müssen.

Wie wird das Sozialforum ablaufen?
Es werden 150 000 Leute erwartet. Nach einer Eröffnungszeremonie wird es drei Tage lang Workshops geben. Am vierten Tag sollen die Ergebnisse der Workshops zusammengetragen und Aktionen in verschiedenen Ländern geplant werden. Wie das mit so vielen Leuten funktioniert, kann ich mir auch nicht ganz vorstellen.

Werdet ihr euch aufteilen, um möglichst viele verschiedene Workshops besuchen zu können?
Nein, wir wollen zusammenbleiben. Wir bieten auch selber einen Workshop über das Sufo an. Wir stellen unser Konzept vor, versuchen herauszufinden, wo es Ähnliches gibt. Und wir wollen andere motivieren, so etwas auch zu machen.

Nach Nairobi fliegen verbessert die Welt ökologisch nicht gerade.
Wir werden deshalb Myclimate-Tickets kaufen, um unsere Klimabilanz zu verbessern.

Ihr könnt nach Afrika fliegen, während sich viele AfrikanerInnen eine Reise nach Nairobi nicht leisten können. Ist unter solchen Bedingungen ein gleichberechtigter Austausch überhaupt möglich?
Ich hoffe schon. Ich glaube, ein Austausch ist am besten möglich, wenn sich Menschen körperlich gegenüberstehen. Ich finde es auch sinnvoll, dass das Sozialforum nicht in Europa oder den USA stattfindet, sondern in Brasilien, Indien und Kenia. Und dass wir dorthin reisen, wo die Probleme der Globalisierung sichtbar sind und wo es Bewegungen dagegen gibt.

Was sagt ihr zum Vorwurf, das Sozialforum sei ein grosser Jahrmarkt ohne konkrete Ergebnisse?
Das finde ich nicht gerechtfertigt. Es werden ja auch Aktionen geplant. Und vor allem geht es um den Austausch, das Entwickeln von Ideen, das gegenseitige Motivieren. Das lässt sich nicht messen. Wir können auch nicht sagen, das Sufo habe konkret dies oder jenes verändert. Aber die Gespräche, die an solchen Foren möglich sind, sind sehr wichtig. Sie können bewirken, dass Leute neue Energie bekommen und neue Projekte anpacken. Ohne solche Austauschmöglichkeiten hätten sie vielleicht schon lange resigniert.

Adrian Dörig, 22, studiert Informatik und engagiert sich im Sozial- und Umweltforum Ostschweiz (Sufo). Er reist Ende Januar mit sechs anderen Sufo-Leuten ans Weltsozialforum nach Nairobi.