Wie sich der Bankverein 1987 als Freund und Förderer von Pop und Jazz hervortat und was die Freundschaft kostete: Die Musikbank

Nr. 14 –

«Banken-Sound-Age» und «Bankverein kauft Pop und Jazz» war auf der ersten Seite der WOZ vom 6. März 1987 zu lesen. WOZ-Redaktor Patrik Landolt führte ein Interview mit Markus Bodmer, der beim Schweizerischen Bankverein für PR-Aktionen und Sponsoring verantwortlich war. Der Inhalt des Interviews gefiel weder den Wochen später zu Wort kommenden MusikerInnen, noch Bodmers Vorgesetzten beim Bankverein, die sich in einer Stellungnahme von Bodmer distanzierten.

Anlass für das Interview war der bevorstehende Einstieg des Bankvereins in ein elektronisches Vorverkaufssystem für Pop- und Jazzkonzerte, bei dem in Zukunft Tickets nur noch in den Schalterhallen der Bank erhältlich sein sollten, aber auch die verstärkte Unterstützung von Plattenlabels und Festivals. Bodmer war deutlich: «Der Bankverein will sich als Musikbank im allgemeinen und als Popbank und Jazzbank im besonderen etablieren. Wir haben das Berner Jazzfestival...» Es ging der Bank nicht nur darum, neue Kundensegmente zu gewinnen - «Hier sind wir der Meinung, dass wir ein exklusives Publikum erreichen können, das nicht nur exklusiv im Mengengeschäft interessant wird, sondern besonders im Anlagengeschäft» - sondern auch darum, das angekratzte Image der Bank über Kultursponsoring aufzupolieren.

Unter den MusikerInnen begann eine engagierte Diskussion, wie man sich dem Sponsoring gegenüber verhalten solle. «Wo sind die Grenzen zum Opportunismus, schon beim Entgegennehmen von Geldern oder erst bei der damit verbundenen Verpflichtung, den Geldgeber öffentlich zu nennen?», fragte sich der Schlagzeuger Günter Müller. Der Pianist Urs Voerkel schlug vor, die Sponsoringgelder durch die öffentliche Hand verteilen zu lassen und auch Irène Schweizer kann nur «Unterstützung durch die öffentliche Hand (Stadt/Kanton/Bund), Pro Helvetia und ähnliche Institutionen gelten lassen».

Die Statements zeigen aber auch, in welchen Konflikten die Kulturschaffenden selbst steckten, wenn es darum ging, «sauber» zu bleiben. Der Orchesterleiter Mani Planzer schrieb:

«Konsequent Sponsoring ablehnen ist dann möglich, wenn der Musiker in einem sogenannten Brotberuf genug sauberes Geld verdient und nur bei solchen Veranstaltern auftritt, die ihrerseits nur sauberes Geld annehmen.» In einem Punkt gingen sie alle mit Magda Vogel einig: «... als Werbeträger für die Banken herhalten», wollen sie nicht. Jürg Solothurnmann, Saxofonist und Moderator bei Radio DRS, schrieb in seinem Statement: «In der Schweiz ist bekanntlich jeder frei zu sagen, was er denkt - wenn er bereit ist, die Konsequenzen zu tragen.» Die Konsequenzen für Markus Bodmer, der Mitglied der Generaldirektion des Bankvereins war, folgten schon bald nach dem Interview. Seine «deutliche Offenlegung der PR-Strategie kosteten ihn den Kragen. Er wurde letzte Woche vom Bankverein entlassen, was jedoch die PR- und Sponsoring-Aktivitäten des Bankvereins kaum verändern wird», schrieb Patrik Landolt. Die Aktivitäten haben sich in der Zukunft höchstens in die Bereiche verlagert, die ihnen die Trendscouts vorgaben und die Erfolg im Anlagengeschäft versprachen.

Hier finden Sie die vollständigen Statements der MusikerInnen, das Interview mit Thomas Bodmer sowie den Kommentar von Patrik Landolt, die in der WOZ 10/1987 erschienen.


Bis zu unserem Jubiläum im Herbst werden wir eine kleine Auswahl von Highlights vorstellen, die in der jeweiligen Kalenderwoche in der WOZ erschienen sind. Diesmal ist die Kalenderwoche 14 Anlass zum Rückblick auf die Reaktion von Schweizer MusikerInnen auf ein Interview mit dem Verantwortlichen für PR-Aktionen und Sponsoring beim Schweizerischen Bankverein, das in der Nr. 10 von 1987 erschien.